HAWAII IN SONDERSHAUSEN
GUINNESSBUCHREKORD
"HAWAII IN SONDERSHAUSEN", so heißt der Film, den wir mit dem hr Fernsehen am 22.02.1997 im ältesten befahrbaren Kalibergwerk der Welt gedreht haben. Ausgerüstet mit dem innovativsten Beleuchtungssystem für Moutainbikes machten wir uns auf den Weg in den Kyffhäuserkreis. Vor der Einfahrt in Schacht 6 mußten wir unsere Aluminiumbikes gründlich mit Sprühwachs konservieren, um der drohenden Korrosion zu trotzen. Gegen 10.00 Uhr ging's dann endlich los. Unsere Räder wurden zusammen mit der umfangreichen Filmtechnik im unteren Förderkorb verstaut. Herrschten am Förderturm noch winterliche Temperaturen, so zeigte das Thermometer am Ende der über 3-minütigen Fahrt in 670 Meter Tiefe schon 28 °C an. Zwischenzeitlich hatten wir uns kleidungsmäßig schon auf die extremen, aber immer konstanten Bedingungen eingestellt. Denn hier wird die Temperatur nicht von der Tages- bzw. Jahreszeit bestimmt, sondern lediglich von der Erdwärme durch die zurückgelegte Tiefendifferenz beeinflusst (50 m entspricht einer Temperaturdifferenz von ca. 2° C). Während unser Kamerateam das unterirdische Wegenetz auf einem Geländewagen erkundete, warteten auf uns die ersten 150 Höhenmeter. Die Bodenverhältnisse sind mit denen eines guten Feldweges zu vergleichen. Der festgefahrene Untergrund bietet nur wenig Rollwiderstand. Gerade auf Steilstücken gibt es aber öfters Traktionsprobleme. Stellenweise ist es auch glatt wie auf Eis, und optisch erinnern diese Abschnitte mit ihrem Glanz an gefrorenes Wasser. Kommt man aber in den weichen losgefahrenen Untergrund am Rand, so wird man sofort an Erfahrungen mit weichem Sand erinnert. Unsere grobstolligen Pneus erwiesen uns hierbei aber gute Dienste. Die 6-8m breiten Röhren lassen auf teilweise kilometerlangen Abfahrten Geschwindigkeiten über 60 km/h zu. Der Tunneleffekt trägt sicher mit zu dem bis dahin noch nicht gekannten Gefühl bei, dass man bei so einer Abfahrt in einer unbeleuchteten "High-Speed-Röhre" empfindet. Unsere Bremsen gelangten bei diesen Temperaturen allerdings an ihre Grenzen. Die Felgen wurden bei längeren Downhills glühend heiß. Die salzstaubhaltige Luft ruft nach anstrengenden Anstiegen ein Brennen der Atemwege hervor. So ähnlich muss es in der Wüste sein, dachten wir im Hinblick auf unseren enormen Wasserverbrauch. Bei denen, die keine Brille trugen, verursachte Spritzwasser der Laugenpfützen zeitweiligen Blindflug. Und wer Bodenkontakt hatte, wusste sehr bald, was es heißt, Salz in eine offene Wunde zu streuen. Ein Teich voller Salzwasser mit herrlichen Kristallformen und -farben markierte den tiefsten Punkt unserer Strecke. Unser Höhenmesser zeigte -840m an und die vom Thermometer gemessenen 34°C ließen uns im Stehen schwitzen. Entlang unserer 29km langen Strecke kamen wir an einer Tankstelle (wohlgemerkt in 700m Tiefe) vorbei. Gestärkt haben wir uns in einem aus dem Salzgestein gehauenen Büroraum, der aber noch gar nichts gegen den großen Kuppelfestsaal mit riesigem Kronleuchter ist. Hier trugen wir uns mit dem Hinweis "die ersten Biker unter Tage gewesen zu sein" in das Gästebuch ein. Nach ca. 700 Höhenmetern erreichten wir wieder den Ausgangspunkt unserer Tour. Bedingt durch die Dreharbeiten (wir fuhren zeitweise mit Fingerkamera am Bike) hatten wir uns über 8 Stunden in dieser ungewöhnlichen Umgebung aufgehalten. Diese Aktion brachte uns einen Eintrag ins Guinnessbuch der Rekorde – Die tiefste Mountainbiketour der Welt!
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